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11.06.2015 01:53 (zuletzt bearbeitet: 11.06.2015 16:16)

Anfangs sollte es nur ein Thread werden, in dem ich meine Gedanken zu der Entwicklung von NXT niederschreibe, aber ich dachte mir, wenn NXT sowieso mein Lieblingswrestlingprogramm ist, warum nicht gleich eine Kolumne draus machen? Diese Ausgabe kommt an einem Donnerstag raus (eigentlich sollte sie schon vor ein paar Tagen fertig sein, aber egal...), und da NXT heute Nacht l�uft, denke ich, dass es ohnehin passt, wenn ich zu jeder Folge meinen Senf dazu gebe.

NXT is taking over! - Episode 1

Warum ist NXT eigentlich so beliebt geworden? Wie kann es sein, dass eine kleine, einst�ndige Show, die eigentlich nur den Entwicklungsbereich der Firma f�rdern soll? Die jungen, aufstrebenden Talente, die in puncto Talent, Selbstsicherheit und Erfahrung nicht mal ann�hernd an die hohen Tiere im Main Roster heranreichen d�rften?

NXT ist der Nachfolger von Florida Championship Wrestling, kurz "FCW". Ab April 2007 fungierte diese Liga, die auf der von 1961 bis 1987 existierenden Liga "Championship Wrestling from Florida" basiert, als Entwicklungsbereich f�r World Wrestling Entertainment. Schon mal was von Jake Hager, Joe Hennig, Heath Miller, Justin Angel und Mike Dalton geh�rt? Nein? Sie alle waren FCW Heavyweight Champions. Unter den Namen Jack Swagger, Curtis Axel, Heath Slater, Justin Gabriel und Tyler Breeze kennt man sie schon eher, nicht wahr? Auch Tyler Reks, Alex Riley, Leo Kruger, Bo Dallas, ja, sogar Sheamus und Seth Rollins h�chstpers�nlich haben sich einst in den Kreisen von FCW bewegt. AJ Lee war �brigens auch mal FCW Divas Champion!
Die Iron Man Matches zwischen Seth Rollins und Dean Ambrose sind heute fast schon legend�r, obwohl man die Zuschauer damals beinahe an zwei H�nden abz�hlen konnte. Viel mehr als ein altes Lagerhaus stand zweien der besten Wrestler der Welt damals nicht zur Verf�gung, doch sie haben sich einen Namen gemacht, sich durchgebissen und heute stehen sie dort, wo sie sind. Man muss jedoch ganz klar festhalten, dass Rollins und Ambrose damals im Grunde Ausnahmen waren, denn sie kannte man bereits von Ring of Honor, Dragon Gate und Combat Zone Wrestling, was man �ber die allermeisten anderen Mitglieder des Rosters nicht wirklich sagen konnte.

Im August 2012 war es f�r Florida Championship Wrestling endg�ltig vorbei. Der Entwicklungsbereich zog in die Full Sail University in Winter Park, Florida um, die FCW-Titel wurden allesamt eingestellt. Alles auf null, k�nnte man sagen. Mit der Umbenennung, dem Umzug und dem generellen Re-Launch kamen nach und nach gr��ere Namen dazu: pl�tzlich waren es nicht nur noch Seth Rollins und Dean Ambrose, sondern auch Adrian Neville, Sami Zayn, Kevin Owens, Finn B�lor, Hideo Itami und nun, heute Nacht bei NXT, gibt sich sogar Samoa Joe in seinem In-Ring-Deb�t f�r NXT den Charakter. Viele Fans der alten Schule m�gen sich bei solchen Namen tats�chlich an den Kopf fassen und sich fragen: "Wer sind die alle?", aber wahrscheinlich genauso vielen sind diese Gesichter durchaus bekannt. El Generico vs. Kevin Steen, die vielleicht beste Fehde in der Geschichte von Ring of Honor - nun sind sie beide da. Prince Devitt, der ehemalige Anf�hrer des Bullet Club - er hat unterschrieben. KENTA - braucht keine weitere Einf�hrung. Es sind diese Namen, die NXT mittlerweile ausmachen. NXT hat Starpower ohne Ende und anders als im Main Roster, wo manch ein Wrestler nur noch von seinem Namen lebt, sind diese M�nner vollkommen zurecht Stars. Sie geh�ren zu den besten Wrestlern der Welt und liefern sich verdammt gute Matches, jede Woche aufs Neue.

Und damit ist einer der drei Hauptpunkte von NXTs Erfolg ausgemacht: Starpower. Gro�e Namen, die noch gr��er werden k�nnten. Doch egal, wie gut man sein mag - das alles bringt einem nicht viel, wenn man nicht zeigen kann, wieviel man drauf hat. Es ist ja nicht so, dass es im Main Roster keine guten Wrestler gibt, gewiss nicht. Aber offensichtlich werden den Superstars bei NXT mehr Freiheiten einger�umt. Wie ist es sonst zu erkl�ren, dass die Matchqualit�t bei NXT so viel besser ist als bei RAW und SmackDown, dass man den Call-up ins Main Roster mancherorts schon als Degradierung und nicht etwa als Bef�rderung ansieht? Wer wirklich f�r den Gesamterfolg verantwortlich ist, ist schwer zu sagen; man kann jedoch davon ausgehen, dass Head Writer Ryan Ward und Triple H, dessen pers�nliches Projekt NXT im Grunde ist, tragende Rollen bei dieser aufregenden Liga spielen.

Was fehlt also noch? Exakt, die Damen. Einer der gr��ten Schwachpunkte des Main Rosters ist gleichzeitig der vielleicht gr��te Trumpf von NXT. Matches wie das zwischen Sasha Banks und Becky Lynch werden auf so einem unglaublich hohen Niveau ausgef�hrt, dass sie ihren m�nnlichen Kollegen nicht selten die Show stehlen; eben jenes Match k�nnte bei NXT Takeover: Unstoppable vielleicht sogar das Beste des Abends gewesen sein. Auch hier muss man wieder anmerken, dass es nat�rlich auch im Main Roster einige talentierte Frauen gibt, doch es scheint, als w�sste man nicht recht, was man dort mit ihnen anfangen soll. Paige, Emma, Naomi, Natalya, damals sogar noch AJ Lee - und gute Divenmatches waren trotzdem, relativ gesehen, Mangelware. Wie ist so was m�glich? Es ist nicht nur mir ein R�tsel. Fest steht aber: man kann lange dar�ber diskutieren, wo man mittlerweile das beste Wrestling der Welt zu sehen bekommt. NXT? Ring of Honor? Pro Wrestling Guerrilla? Oder doch in Japan bei NJPW? Das ist schwer zu sagen. Aber das beste Frauen-Wrestling bietet meiner Meinung nach ganz klar NXT. Und das ist klasse, wirklich.

An diesem Punkt fragt ihr euch wahrscheinlich: ja, ganz toll, Relaxo, das wussten wir schon alles selber. Also komm auf'n Punkt, du dickes Pok�mon! Was willst du uns damit sagen?

Ich mache mir ein wenig Gedanken �ber diese Entwicklung. Denn NXT ist, wenn wir uns erinnern, eigentlich immer noch die Entwicklungsliga der WWE. Gro�e Talente wie Kevin Owens, Finn B�lor und Co. haben diese kleine B�hne eigentlich gar nicht wirklich n�tig - oder zumindest nicht allzu lange, h�chstens, um sich eine Weile lang an den WWE-Stil zu gew�hnen (Ausnahmen wie Hideo Itami, auch in Bezug auf die Sprache, best�tigen nat�rlich die Regel). NXT hat mit all diesen gro�artigen Stars schon eine Menge zu bieten, aber das ist noch lange nicht alles. Kaum ein Mensch kannte die Vaudevillains, bevor sie bei NXT begannen, die Zuschauer zu begeistern. Tye Dillinger, Chad Gable, Jason Jordan? Alles Wrestler, die eine Menge auf dem Kasten haben d�rften. Doch wenn sie bei NXT ein Match haben, wird es oft als irrelevant bezeichnet. Zu sehr hat NXT bereits seine Fans mit Zayn, Owens und anderen Stars verw�hnt, als dass man mit den "kleinen" Wrestlern noch allzu viele Zuschauer hinter dem Ofen hervor locken k�nnte. Der Sinn von NXT geht an dieser Stelle wom�glich ein bisschen baden. Klar, es gibt auch noch das Performance Center, aber das ist nicht mit dem Auftreten vor ein paar hundert Zuschauern zu vergleichen.

Wom�glich denken mittlerweile nicht nur die Fans so, sondern auch die Verantwortlichen. Denn es kommt ja oft vor, dass Dillinger, Jordan, Dawkins, Samson und Co. antreten d�rfen, doch meistens entweder als Jobber f�r die Gro�en (sogar Rhyno, der sich f�r NXT und gegen das Main Roster entschieden hat - das muss man sich einfach mal auf der Zunge zergehen lassen!), oder aber ihre Matches dauern nur einige wenige Minuten. Wirklich helfen tut ihnen das nicht. NXT ist mittlerweile einfach mehr als der Spielplatz f�r die jungen Wilden, sondern ein eigenes Produkt, das relativ selbstst�ndig existiert und mittlerweile sogar zu touren begonnen hat. NXT wird viel, viel mehr vermarktet als noch vor einigen Jahren und nat�rlich noch viel mehr als FCW. Ob man diese Entwicklung hat kommen sehen, vermag ich nicht zu beurteilen; ich habe es jedenfalls nicht, so ehrlich will ich sein. Da muss man sich nat�rlich Gedanken machen, mit wem man die meisten Zuschauer anlockt, welcher Star die meisten Tickets verkauft. Wenn Finn B�lor vs. Kevin Owens als Main Event angek�ndigt wird, zieht das logischerweise mehr Leute an, als wenn im Main Event Sawyer Fulton gegen Cal Bishop antritt.

Auch aus diesem Grund bin ich ganz klar daf�r, NXT zu verl�ngern - und zwar um eine halbe Stunde. Es ist gro�artig, dass mittlerweile sogar Uhaa Nation und Samoa Joe bei NXT angekommen sind und noch viele, viele andere Stars Tryouts bekommen und als potenzielle Verpflichtungen durch die Dirtsheets geistern, aber wenn man NXT nicht komplett zu einem WWE-eigenen Circus Maximus f�r Indy-Stars aus aller Welt machen will, muss man den weniger erfahrenen M�nnern und Frauen schlicht und ergreifend mehr Zeit einr�umen. Der beste Kompromiss zwischen Top Draws booken und neue Talente aufbauen ist meiner Meinung nach eben genau das. Beschweren w�rde sich wohl kaum einer dar�ber und allen w�re geholfen - na ja, das vielleicht nicht. Aber zumindest mehr Leuten als bis dato.

Ich w�rde mich riesig �ber Feedback, eure Meinungen und Kritik freuen! Wie gesagt werde ich versuchen, jede Woche eine Ausgabe von "NXT is taking over!" rauszubringen - das hei�t, dass noch heute oder morgen direkt die n�chste Ausgabe kommen k�nnte, denn in wenigen Minuten beginnt NXT und nat�rlich verfolge ich die Show gebannt, wie jeden Donnerstagmorgen.

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