In Zügen wurde dieses Thema über die letzten Tage hinweg immer mal wieder hier angeschnitten und man sieht es, wie @LooseCannon bereits eindrucksvoll gezeigt hat, gerade wieder an Roman Reigns: wird ein Superstar bis zu einem bestimmten Punkt gepusht, wird er irgendwann erschreckend häufig zur wandelnden Dauerschleife.
Das größte und bekannteste Beispiel dafür ist ohne Zweifel "the most polarizing superstar in WWE history", John Cena.



Die wenigsten Fans mit ein bisschen "Erfahrung" würden bestreiten, dass John Cena die "you can't wrestle"-Chants im Grunde gar nicht verdient. Der Mann kann wrestlen, jawohl! Sicherlich bei Weitem nicht so spektakulär wie manch andere wie Cesaro oder Seth Rollins, aber er hat mehr drauf als nur Zahnbelag.
In seinem Moveset auf Wikipedia ist eine recht lange Liste von Moves angegeben, die sicherlich früher mal zu Cenas Repertoire gehörten, mittlerweile aber nur noch sehr selten bis gar nicht Anwendung finden. Von einem Diving Crossbody ist dort die Rede, einer Sitout Powerbomb oder gar von einem Hurricanrana. Man wagt es kaum zu glauben, wenn man Cenas aktuelle Kämpfe betrachtet. Die meiste Zeit über kriegt er ordentlich die Visage poliert, greift hin und wieder maximal mit ein paar Punches an, mehr nicht - und plötzlich folgen zwei Shoulder Blocks, ein Protoplex, der Five Knuckle Shuffle... dann kommt irgendwann der Attitude Adjustment, gegebenenfalls ein STF und wenn das nicht reicht, werden die Finisher einfach wiederholt, bis es klappt. Und das war's.
Aber Cena ist bei WEITEM nicht der einzige. Roman Reigns hat LooseCannon ja schon angesprochen, also picke ich mir mal ein paar andere heraus:



Kennt einer noch KING Sheamus? Das war meiner Meinung nach die einzige Zeit, zu der dieser Kerl wirklich unterhaltsam war. Als Heel war er ziemlich gut. Alles danach konnte man im Grunde in die Tonne treten. Ein Brawler aus Irland, das soll er sein - das ist sein Gimmick, mehr nicht. Und sein aktuelles Moveset besteht circa aus "Beats of the Bodhran", Irish Curse (Backbreaker), White Noise und Brogue Kick. Eine Battering Ram kommt mal vor, GANZ selten auch mal ein Texas Cloverleaf. Und sonst? Nischt. Jedenfalls nix nennenswertes.
Für mich muss ein Powerhouse etwas haben, was ihn von anderen unterscheidet und besonders macht, sonst ist so jemand meist langweilig. Blasse Haut und feuerrotes Haar zählt aber nicht als essentieller Unterschied. Hinter seinem Gimmick steckt keine Kreativität und mittlerweile sorgen seine Matches bei den wenigsten alteingesessenen Fans für Begeisterung - nicht wirklich verwunderlich.



Versucht gar nicht, es zu leugnen. Wann war Orton das letzte Mal relevant? Na ja, wahrscheinlich während seines letzten Runs als Champion, also nicht so lange her. Aber wann war er das letzte Mal INTERESSANT? Das dürfte schon ein bisschen zurückliegen.
Seit Jahren schon leiert der gute Randal Keith Orton sein Standardprogramm runter. Ausnahmen sind da leider selten. Da hätten wir zum Beispiel den DDT vom Middle Rope, einen Inverted Headlock Backbreaker, den guten alten Powerslam, den er meistens als Konteraktion verwendet, und selbstverständlich den RKO. Diese Aktionen sind in so gut wie jedem Match vorhanden, völlig vorhersehbar und alles andere als kreativ. Auch der Garvin Stomp kommt in letzter Zeit wieder öfter vor, also die Aktion, wo er einmal auf jede Extremität seines Gegners tritt, während dieser mehr oder minder wehrlos am Boden liegt. Mal dürfen wir eine Lou Thesz Press "bewundern", man kann auch mal mit einem Dropkick, ein paar Clotheslines und diversem Kleinkram rechnen und ich muss zugeben, dass er - alles in allem - nicht ganz so langweilig zu sehen ist wie Sheamus. Aber hey, seien wir ehrlich, das kennen wir trotzdem schon alles.



HA! Damit habt ihr nicht gerechnet!
Bisher bin ich ja nur Main Eventer / Uppercarder und solche, die es mal waren oder bald sein werden, durchgegangen. Aber auch durch die Matches des ewigen Interim Midcard Champions und Royal Rumble-Spotmonkeys zieht sich ein roter Faden - und zwar immer und immer wieder derselbe.
Boom Drop, SOS, des Öfteren ein Tornado DDT und Monkey Flip, verschiedene Varationen des Crossbody und natürlich Trouble In Paradise. Und es ist irgendwie echt traurig, wenn ein solider Highflyer und alles andere als schlechter Wrestler dermaßen auf solche Aktionen beschnitten wird, die JEDER schon hunderttausend Mal gesehen hat. Findet ihr nicht auch?


So viel zu den Movesets. Doch in meinen Augen geht die Standardisierung der Superstars noch deutlich weiter als die Aktionen im Ring, denn auch Gimmicks fallen oft einer sehr einseitigen und langatmigen Darstellung zum Opfer.
Nehmen wir noch einmal Randy Orton als Beispiel. Während seiner Zeit in Evolution wurde er schnell zum Legend Killer, der seinem Namen mit Siegen über Shawn Michaels, Mick Foley, Rob Van Dam, Chris Benoit und Ric Flair alle Ehre machte. Irgendwann um 2008 herum legte er sich schließlich den Nicknamen "The Viper" zu, begründet durch seine hinterlistige und bösartige Art und Weise, seine Gegner zu bearbeiten und zu besiegen. Auch die Bezeichnung "Apex Predator", also in etwa so viel wie "das größte/höchste Raubtier" (der WWE), im Sinne der Spitze der Nahrungskette, wurde irgendwann populär. Doch momentan passt keiner dieser Namen auf Randy Orton. Den Legend Killer macht er schon sehr lange nicht mehr, hinterlistig ist er vielleicht in seinen Matches hin und wieder, doch außerhalb gibt er meistens das Weichei und die Heulsuse. So nimmt man ihm einfach nicht den Fiesling ab.

Und Sheamus? Ein Brawler. Wow. Seine einzige Motivation scheint zu sein, seinen Gegnern einfach auf die Fresse zu hauen. Mit einem solchen Gimmick sind reine Championship-Storylines nahezu vorprogrammiert, und diese Storylines brauchen mehr als alle andere talentierte und interessante Wrestler, um im Gespräch zu bleiben und relevant zu sein. Dieser Charakter tritt auf der Stelle und entwickelt sich nicht weiter. Auch das ist ein großer Grund für seine Eintönigkeit - ohne auf seine Blässe anspielen zu wollen. Das gleiche Problem habe ich mit Big Show, Khali, Titus O'Neil und so einigen anderen.

Positive Beispiele für Gimmicks sind zum Beispiel CM Punk. Lange hat er den Straight Edge Savior verkörpert und später, als er zum Anti-Corporate Guy wurde, hat er diese Züge zwar nicht mehr so nach außen getragen (außer während der Jericho-Fehde), aber auch nicht abgelegt. Der Char hat viele Facetten gezeigt und wurde nie langweilig. Punk hat sich in den Grundzügen nicht wirklich verändert und dennoch weiterentwickelt und das ist etwas, das ich mir von vielen aktuellen Wrestlern wünschen würde.
Auch Stone Cold wurde - meiner Meinung nach zumindest - nie wirklich langweilig. Der "Toughest Son of a Bitch" hat sich immer wieder was neues einfallen lassen, um die Massen zu bewegen, für HOLY SHIT-Momente zu sorgen und sich einfach von allen anderen abzuheben. Vielleicht war er vom Gimmick an sich her nicht ganz so facettenreich wie Punk, aber er hatte das Talent, aus sich was zu machen und immer im Gespräch zu bleiben. Wie seht ihr das?

Viele Wrestler besitzen nicht mal ein richtiges Gimmick. Das sind normalerweise die in den unteren Regionen der Card. Auch hier kann man von einer gewissen Standardisierung sprechen, da sich vieles einfach wiederholt, wenn einige Wrestler sich ähnlich sehen, ähnlich wrestlen und ähnlich unoriginell sind. In diesem Fall kann ich der WWE aber NICHT unbedingt die Schuld geben. Für jeden Wrestler ein eigenes, individuelles Gimmick zu finden, wäre kaum möglich. Einzelne, typische, Charakterzüge zähle ich dabei nicht als komplettes Gimmick. Solche Wrestler mit einem "halben" oder teilweise vorhandenen Gimmick sind aber nicht unbedingt schlechter als andere. Sie brauchen jedoch etwas anderes, das sie von den anderen abhebt, also im Grunde Ring- und Micskills.

Aber was ist eure Meinung zu diesem Thema? Wer, findet ihr, ist der personifizierte Standard der WWE, aufgrund von Moveset, Gimmick oder gar beidem?
Stimmt ihr bei den von mir angesprochenen Wrestlern, auf das Thema bezogen, zu? Warum oder warum nicht? Wer fällt euch noch ein?
Wo seht ihr noch Zuschneidung und mangelnde Individualität im aktuellen Roster, von Moveset und Gimmick abgesehen?

Das High Cross benutzt er schon seit Ewigkeiten nicht mehr... und genau darum geht es mir. Selbst die Wrestler, die mit einem guten bis sehr guten Moveset angefangen haben, stecken immer weiter zurück.
Das mit dem Schonen - na ja. Es ist nicht wirklich so, dass ein High Cross gefährlicher wäre als ein Brogue Kick. Wenn mehrere Wrestler Moves wie Piledriver, Brainbuster etc. im Set hätten, okay. Aber dem ist nicht so.

Dann wäre es natürlich sehr schön, würde er diesen Move auch mal in einem entscheidenden Match einsetzen. Oder, um es deutlicher zu sagen: wann hat er den Move das letzte Mal im TV verwendet?
Es kann doch nicht zu viel verlangt sein, ein Match mal anders als durch Brogue Kick zu beenden, oder? Wenigstens mal in einem Titelmatch?
Und das Moveset, von den Finishern mal ganz abgesehen, ist noch immer stark eingeschränkt...

Es geht mir einfach darum, dass es zu wenig Abwechslung gibt. Ich mag mir Sheamus einfach nicht mehr ansehen, weil seine Matches zu 99% identisch ablaufen. Da steht er in Cena nicht in viel nach... und es passiert einfach immer öfter.